Sonntag, 22. Januar 2012
Pariser Nacht
Schläfst Du, Paris? Du wachst!
Ich spüre ein leichtes Zittern,
weil unter meinen Füßen,
unter den Fundamenten des Hauses,
eine nächtliche Untergrundbahn die Bummler nach Hause fährt,
oder die müden Reinigungsbataillone,
die nun aus der Fron heimkehren,
nur um in wenigen Stunden sich erneut zu verdingen
einer Aktivität ohne Charme, ohne Reiz,
für sehr geringes Entgelt,
genug, um nicht zu verhungern,
denn im Wohlstandsstaate verhungert niemand,
ob man arbeitet oder nicht.
Warum also arbeiten und so fort,
das ist die dumpfe Überlegung,
die durch die niedrigen Stirnen dampft, siedet,
bis sie eines Tages den sanften Rahmen zerreißt.
Dann redet man wieder von Revolution
und dem Druck der Straße.
Doch das hilft ja leider nur jenen,
die oben sind, feist mit schwabbelnden Hintern,
und mit treuherzigen Blicken ihr Mitgefühl bekunden,
damit sie sich weiterhin oben aufhalten können,
die Profitierer, Politiker, Bankbosse und Industriekapitäne,
und nicht in der rüttelnden Untergrundbahn,
die unter meinen Füßen durch die nächtlichen Tunnels
braust und donnert und heult und quietscht…
Metro, kommst Du von der Seine,
wartest nur kurz unter der Place de l’Etoile,
dann weiter zur Place des Ternes,
Courcelles, Monceau, Villiers und Rome,
und schon beginnt jenes andere,
das Paris der Vorstadt in der Stadt,
wo manche französisch noch sprechen,
doch Abendländer meist nur Touristen sind.
Wen dann noch die Neugier treibt oder anderes,
was man in Pigalle nicht gefunden,
der hüte sich, den trügenden Namen zu folgen,
denn wenn eine schöne Stadt auch belle ville heißt,
so ist Belleville für den Fremden nicht ratsam,
und wird gemieden von jenen,
die nicht dort zu bleiben gezwungen.
Paris, schläfst Du ?
Der Boden vibriert nicht mehr unter mir.
Auf das Fenster!
Die Nacht haucht ihre Schwüle herein.
Noch immer Geschrei von der Straße,
das Getöse des Entleerens der Mülltonnen,
denn der Morgen kommt
und Paris erwacht aus schlafloser Nacht.
Rt Schmafu (385) Lulutetia Parisiorum, im Eismond a.U. 153
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wie bereits in der letzten Winterung wählte Schmafu für das Turney um die Eiffelturmkette eine Pariser Szene nahe seiner Heimburg. War es in der letzten Jahrung ein Spaziergang durch Montmartre, so waren es diesmal nächtliche Überlegungen zu einer imaginären Fahrt mit der Metro. Dies konnte die stimmberechtigten Sassen nicht ausreichend begeistern. Voraussehbar!
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