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Sonntag, 28. Juni 2009

Der Auster sei diese Fechsung geweiht


(und ich hoffe, dass Ihr manche Frechheit verzeiht)


Dreifach zu loben, zu jubeln, zu rufen,
das kennen wir als schlaraffischen Brauch.
Darum teile die Fechsung ich in drei Stufen:
zitieren, sagen und singen auch.

An erster Stelle steh' der Genuss,
den man sich vom Schlürfen der Auster erwartet.
Die Schale, sie kost Euren Mund wie ein Kuss,
der verheißt, was Euch später an Schönem erwartet.

Die Auster als Aphrodisiakum?
Hört, hört! Fühlt jemand sich hier betroffen?
Es stand davon nichts im Vademecum.
Wozu auch? Hört zu, ich leg es Euch offen:

Die Auster ist eines nur unter den vielen
Produkten, die um Eure Gunst sich bewerben
und ähnliche Wirkungen können erzielen,
darum lasst Euch den Austerngenuss nicht verderben.

Safran, Chili, Muskatnuss,
Thymian und Petergrün
steigern bis zum Überfluss
Männerkräfte, die verblühn.

Ingwer, Pfeffer, Paprika,
Knoblauch, Luststock, Sellerie,
auch die Wurzeln der Maca
schaffen Glück und Euphorie.

Alles was dem Meer entstammt,
Krabben, Krebse, Kaviar,
Hummer, Fische insgesamt
tausend Mittel zugreifbar.

Wird aus Hanf auch Cannabis
Bleibt doch der Champagner da,
Yohimbin und Cialis,
Austern oder Viagra.


Wenn man sich vom leiblichen Wohle entfernt,
um die geistigen Werte der Auster zu preisen,
so haben wir schon in der Schule gelernt,
dass die Auster sich lässt als Muschel erweisen.

Stellt einen steinernen Panzer zur Wehr,
den die schneidende Schärfe der Klinge bezwingt
sich krachend zu öffnen für schnöden Verzehr,
der Lust dem Genießer, doch ihm den Tod bringt.

Ihm? Das heißt ihr, denn die Auster ist weiblich,
für die sich das Los allen Fleisches erfüllt:
der Stärkere frisst, das ist unausbleiblich,
auch wenn seine Gier er voll Tugend verhüllt.

So dient auch ein Weichtier mit leidender Geste
durch seinen Freitod der Raffinesse,
zum Glanz beizutragen beim fröhlichen Feste,
wie ich herzlos zu sagen hier mich vermesse.

Von den tiefen Gedanken über Leben und Vergehen,
Existenz einer Auster in der physischen Welt,
nun zu der Kunst, die uns lässt verstehen,
dass das Abbild bleibt, wenn der Leib schon verfällt.

Als Chronos der Sohn seinen Vater kastrierte
und ins Meer das Gekröse geschleudert des Alten,
dessen Samen mit Wasser den Meerschaum kreierte,
konnte Venus sich in der Muschel entfalten.

Diese Muschelgeburt, sie musste verleiten
Künstler und Dichter begeistert zu schaffen,
der Meerschaumgeborenen Ruhm zu verbreiten
von Botticelli bis heute, zu uns, den Schlaraffen.

Ob Denker, ob Dichter, was an musischen Gaben
man immer auch hat, wir wollen uns jetzt laben,
dass die Trübsal erblasse, der Kummer vergeh!
Darauf erschalle ein donnernd Ehé!


Anmerkung:
die 4 kursiv geschriebenen Strophen sollten mit von Strophe zu Strophe sich steigernder Geschwindigkeit gesungen werden, etwa nach dem „Supercalifragilisticexpialigetisch“ aus Mary Poppins.



Knappe 58 von der Lulutetia Parisiorum
für die Austernsippung in Saclas am 23. Februar 2009

Freitag, 19. Juni 2009

Hört Schlaraffen unsre frohe Kunde




Es steigt der weiße Rauch aus den Kaminen!
Habemus castrum“ jauchzt die kleine Schar
der Luluteten Sassen, die hinfort
des Montags im Gewölbe sippen werden
am boulevard Arago, rue Broca,
das mit dem letzten Heller aus dem Säckel,
dem schrecklich leeren, mutig angemietet.

Dort wollen sie, was mehr als optimistisch,
den Fortbestand des großen Frankenreyches
so sichern, dass bis zu dem Ozean
das Uhuversum in Europas Westen
die Kunst, Humor, die Freundschaft weiter pflege.
Drum ruft jetzt Lulutetia Parisiorum:
Lulu, ihr Freunde, auf ein frohes Willkumm!“

Knappe 58 (385) im Wonnemond a.U. 150