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Dienstag, 21. Dezember 2010

Ich habe den Uhu gesehen

Die erwähnten Gemälde befinden sich im Suermondt-Ludwig Museum  in Aachen

Jene, die heute mit lautem Ehé beginnen
ein Uhubaumfest zu begehen,
haben schon lange die Wunder der eigenen Kindheit
in den Schrein der hintersten Dachbodenecke gelegt,
wenn auch nicht vergessen.

So sah ich im Windmond, als ich in Aquisgranum
die Freunde besuchte, ein Bild im Museum:
Adam und Eva beim Sündenfall oder kurz noch davor,
denn der Apfel war schon in der Hand der Eva,
doch noch nicht von Adam gebissen,
und auf diesem Bild war im astigen Sitz des Baumes
der Uhu gezeigt, der dem Vorgang,
schweigend, doch aufmerksam, folgte.

Aha! sagte ich mir, als ich den Uhu erblickte,
und so mag es auch jenem ergangen sein,
der unser Phantom erstmals so nannte.

Kaum aber hatte ich wenige Schritte zur Seite gemacht,
sah ich erneut einen Uhu, der zwar als Käuzchen angeschrieben,
doch wer von uns kennt schon den Unterschied?
Dieser Vogel saß in eines Gemäldes Zentrum
auf einem Baumstumpf, kaum sichtbar angebunden,
und rings um ihn schwirrten Vögel,
fliegend, flatternd, oder auch bereits
im Leime der umliegenden Büsche gefangen,
noch zuckend, vielleicht auch schon tot.
Uhu Verführer also, Lockvogel, wenn auch gezwungen,
der Lüfte fröhliche Beherrscher in das Verderben zu locken!

Genug! sagte ich mir und zu meiner Burgfrau,
und um meinen Glauben zu wahren
an Gott, an das Gute und an den Uhu,
verließ ich die Bildgalerie des Museums.

Versteht Ihr, warum ich heute mit Zögern nur
dem Usurpator meiner Weihnacht ein dankbares Lulu schenke?

Hatte ich einst gemeint,
dass das Christkind so etwa zweitausend Jahre,
der Uhu als Aha aber bestenfalls nur 150 Jahrungen zählte,
so weiß ich es jetzt etwas besser:
als die Schlange das Weib erst und dieses den Adam verführte,
da war kein Christkind zugegen,
denn Gott entschied sich viel später erst,
sich uns, den Menschen, durch seinen Sohn zu nähern,
doch der Uhu war da und er schaute zu, ohne einzugreifen.
Er stürzte sich nicht auf die Schlange, verblieb passiv!

Als aber dann das Licht der Welt
in der alljährlichen Erinnerungsfeier
die Herzen der Menschen zu erhellen begann,
da war er wieder da, schweigsam und still.
Das sollte er vielleicht auch bleiben,
wenn es darum geht, die wenigen lichten Momente
unseres Dasein durch Riten herbeizurufen,
die jener andere, der vor Jahrtausenden
sich als Retter bekannte, für uns geschaffen.
Dann kann auch mein Herz den uralten Schweigsamen
mit unter den Lichterbaum holen,
dass wir mit ihm die festlichen Stunden der Feier durchleben!

Ein frohes Fest und hertzliches LuLu!


Jk Rudolf (385) 
Uhubaumfeyer der Lulutetia Parisiorum am 20. Christmond a.U. 151