wenn man einen Titel anklickt, wird man (meist) zu einer Hörfassung weitergeleitet, oder man klickt, so vorhanden, auf Hörfassung.

Montag, 23. Januar 2012

Durchmisst die Welt



Durchmisst die Welt am Wanderstabe
Fremd kehrt er heim ins Vaterhaus
.

 

War es ein Ritter, dessen kühne Hand
Aus dem Kontexte riss die schöne Phrase,
Und mutig, wie er war, es auch verstand,
Dass diese nicht war eine Comics Blase.

Zuerst verwirrt, stürzt man sich hurtig, munter
Ins Internet, wo man erstaunt erkennt,
Dass diese Phrase sich dort findet unter



 Gedicht von Schiller, das sich Glocke nennt.

Aha, jetzt weiß man, wo der Hase läuft,
Glaubt das Zitat viel besser zu verstehen,
Da vorn und hinten noch sich vieles häuft.
Das wollen wir uns kritisch jetzt besehen.

Der „er”, ein Jüngling oder stolzer Knabe,
der sich vom Mädchen irgendwie gerissen,
ob weg-, ob fort-, wie Schiller es wohl habe
gemeint, kann ahnen man, jedoch nicht wissen.

War weg es, weil er wieder frei sein wollte
und nicht bereit, sich Nachwuchs anzuschaffen,
war fort es, tat er nur, weil sie es wollte,
entziehen sich dem Rufe zu den Waffen?

Wie oft, um nicht zu sagen fast wie immer,
bleibt Schiller uns darauf die Antwort schuldig.
Zu groß war sein Respekt für Frauenzimmer,
er war ja Ehemann, daher geduldig.

Nach dem, was dem Zitat vorausging, schnell
ein Blick auf das, was in den nächsten Zeilen
geschieht, wenn wieder „er“ zurück zur Stell‘
und sucht die Freuden seiner Welt, der heilen.

Und die, wie könnt es Schiller anders sehen,
sie finden sich in der Banalerotik,
denn damals konnte Liebe man gestehen,
ganz ohne Pornosprache, zart, nicht zotig.

Das wars, wohin das Vorspiel schließlich führte.
Das temporäre Emigrantensein
es brachte nur, was ihm bereits gebührte.
Ich weiß, dem Reinen bleibt stets alles rein.

Drum sollten wir dem ES Funke danken,
der uns zur Atemlosigkeit gebracht,
als wir versuchten, Reim um Reim zu ranken,
wie in der Glocke er es vorgemacht.

Schlaraffen brauchen keine Glocken gießen:
Vor Flut und Feuer schützt uns der Uhu.
Labt Freunde, lasst das Leben uns genießen.
Hoch Schiller, hoch die Glocke, und LuLu!
                            


Turney Beitrag zum 
XXXII. Glockenkongress des hohen Reyches Filadelfia 
am 13. des Eismondes a.U. 153
eingereicht von

Rt Schmafu und sonst nix,
Lulutetia Parisiorum (385), im Windmond a.U. 152

Sonntag, 22. Januar 2012

Pariser Nacht



Schläfst Du, Paris? Du wachst!
Ich spüre ein leichtes Zittern,
weil unter meinen Füßen,
unter den Fundamenten des Hauses,
eine nächtliche Untergrundbahn die Bummler nach Hause fährt,
oder die müden Reinigungsbataillone,
die nun aus der Fron heimkehren,
nur um in wenigen Stunden sich erneut zu verdingen
einer Aktivität ohne Charme, ohne Reiz,
für sehr geringes Entgelt,
genug, um nicht zu verhungern,
denn im Wohlstandsstaate verhungert niemand,
ob man arbeitet oder nicht.

Warum also arbeiten und so fort,
das ist die dumpfe Überlegung,
die durch die niedrigen Stirnen dampft, siedet,
bis sie eines Tages den sanften Rahmen zerreißt.
Dann redet man wieder von Revolution
und dem Druck der Straße.

Doch das hilft ja leider nur jenen,
die oben sind, feist mit schwabbelnden Hintern,
und mit treuherzigen Blicken ihr Mitgefühl bekunden,
damit sie sich weiterhin oben aufhalten können,
die Profitierer, Politiker, Bankbosse und Industriekapitäne,
und nicht in der rüttelnden Untergrundbahn,
die unter meinen Füßen durch die nächtlichen Tunnels
braust und donnert und heult und quietscht…

Metro, kommst Du von der Seine,
wartest nur kurz unter der Place de l’Etoile,
dann weiter zur Place des Ternes,
Courcelles, Monceau, Villiers und Rome,
und schon beginnt jenes andere,
das Paris der Vorstadt in der Stadt,
wo manche französisch noch sprechen,
doch Abendländer meist nur Touristen sind.

Wen dann noch die Neugier treibt oder anderes,
was man in Pigalle nicht gefunden,
der hüte sich, den trügenden Namen zu folgen,
denn wenn eine schöne Stadt auch belle ville heißt,
so ist Belleville für den Fremden nicht ratsam,
und wird gemieden von jenen,
die nicht dort zu bleiben gezwungen.

Paris, schläfst Du ?
Der Boden vibriert nicht mehr unter mir.
Auf das Fenster!
Die Nacht haucht ihre Schwüle herein.
Noch immer Geschrei von der Straße,
das Getöse des Entleerens der Mülltonnen,
denn der Morgen kommt
und Paris erwacht aus schlafloser Nacht.



Rt Schmafu (385) Lulutetia Parisiorum, im Eismond a.U. 153