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Dienstag, 21. Dezember 2010

Ich habe den Uhu gesehen

Die erwähnten Gemälde befinden sich im Suermondt-Ludwig Museum  in Aachen

Jene, die heute mit lautem Ehé beginnen
ein Uhubaumfest zu begehen,
haben schon lange die Wunder der eigenen Kindheit
in den Schrein der hintersten Dachbodenecke gelegt,
wenn auch nicht vergessen.

So sah ich im Windmond, als ich in Aquisgranum
die Freunde besuchte, ein Bild im Museum:
Adam und Eva beim Sündenfall oder kurz noch davor,
denn der Apfel war schon in der Hand der Eva,
doch noch nicht von Adam gebissen,
und auf diesem Bild war im astigen Sitz des Baumes
der Uhu gezeigt, der dem Vorgang,
schweigend, doch aufmerksam, folgte.

Aha! sagte ich mir, als ich den Uhu erblickte,
und so mag es auch jenem ergangen sein,
der unser Phantom erstmals so nannte.

Kaum aber hatte ich wenige Schritte zur Seite gemacht,
sah ich erneut einen Uhu, der zwar als Käuzchen angeschrieben,
doch wer von uns kennt schon den Unterschied?
Dieser Vogel saß in eines Gemäldes Zentrum
auf einem Baumstumpf, kaum sichtbar angebunden,
und rings um ihn schwirrten Vögel,
fliegend, flatternd, oder auch bereits
im Leime der umliegenden Büsche gefangen,
noch zuckend, vielleicht auch schon tot.
Uhu Verführer also, Lockvogel, wenn auch gezwungen,
der Lüfte fröhliche Beherrscher in das Verderben zu locken!

Genug! sagte ich mir und zu meiner Burgfrau,
und um meinen Glauben zu wahren
an Gott, an das Gute und an den Uhu,
verließ ich die Bildgalerie des Museums.

Versteht Ihr, warum ich heute mit Zögern nur
dem Usurpator meiner Weihnacht ein dankbares Lulu schenke?

Hatte ich einst gemeint,
dass das Christkind so etwa zweitausend Jahre,
der Uhu als Aha aber bestenfalls nur 150 Jahrungen zählte,
so weiß ich es jetzt etwas besser:
als die Schlange das Weib erst und dieses den Adam verführte,
da war kein Christkind zugegen,
denn Gott entschied sich viel später erst,
sich uns, den Menschen, durch seinen Sohn zu nähern,
doch der Uhu war da und er schaute zu, ohne einzugreifen.
Er stürzte sich nicht auf die Schlange, verblieb passiv!

Als aber dann das Licht der Welt
in der alljährlichen Erinnerungsfeier
die Herzen der Menschen zu erhellen begann,
da war er wieder da, schweigsam und still.
Das sollte er vielleicht auch bleiben,
wenn es darum geht, die wenigen lichten Momente
unseres Dasein durch Riten herbeizurufen,
die jener andere, der vor Jahrtausenden
sich als Retter bekannte, für uns geschaffen.
Dann kann auch mein Herz den uralten Schweigsamen
mit unter den Lichterbaum holen,
dass wir mit ihm die festlichen Stunden der Feier durchleben!

Ein frohes Fest und hertzliches LuLu!


Jk Rudolf (385) 
Uhubaumfeyer der Lulutetia Parisiorum am 20. Christmond a.U. 151

Dienstag, 9. November 2010

Gedenkfeyer



Wenig Gewissheit bietet das Dasein,
selbst das Hier und Jetzt erkennen wir erst,
wenn es vergangen.
Der Erkennende aber erkennt sich
nur durch sein Tun und das Getane.
Wie entwirrt sich diese unendliche Vielfalt,
gliedert und teilt in Strukturen alles,
was nicht mehr ist,
da es doch, wäre es noch nicht,
nur als Idee sich unserer Vorstellung näherte,
um sich im Moment des Geschehens
in Vergangenheit zu verwandeln.


Wir allein tragen in uns die Zeit
und das Wissen ums eigene Gestern,
dem wir bisweilen Form und Ablauf
schenken in unserem Erinnern,
wenn wir Altäre errichten, vor denen
wir dankend die Leere, die jene ließen,
an die wir in Trauer gedenken,
überbrücken mit Ehrfurcht und Liebe,
und sie, die waren und nimmer sind,
so an unser Heute binden.


Wenn die stillen Flügelschläge des zeitlosen Uhus,
der Euch nach dem Lethetrunk am Ufer des Styx
hinübertrug in Euer Vergessen, auch uns
zufächeln Windhauch der Vergänglichkeit,
so bleibt doch der Abdruck dessen, was Ihr wart,
für uns im Ahallaschrank der Herzen bewahrt.


Dorthin, wo Ihr sein mögt, denn keiner kennt,
was nicht erkennbar und immer so bleiben wird,
ob Ende ist Ende, Anfang oder Verwandlung,
wenn auch dorthin nicht dringt unser Gruß,
sein Nachhall lässt freudiger Pochen unsere Herzen.


LuLu Euch, LuLu Freunde, LuLu!




Jk Rudolf (385) fechste dies am 8. Windmond a.U. 151

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Der trunkene Knappe vor einem Quell

   
Vor dem Quelle saß der Knappe,
blies den Schaum in Kringeln fort,
die sich auf das Tischtuch legten
und sein Mund fand klagend Wort:

Ach wie viele lange Monde
muss ich harren auf den Tag,
da man mich erhöht zum Junker,
wünscht es der Schlaraffenrat.

Fragt nicht, warum ich verzage,
der Gestrenge ist zu streng,
Selbst wenn ich zu hoffen wage,
bleibt der Ausblick trist und eng.

Dabei wär dies erst ein Schritt
hin zu jenem Ritteradel,
der mir hier entgegen tritt,
glanzvoll, würdig, ohne Tadel.

Bin zum Warten auserkoren.
Um den Junkertisch zu schmücken,
lässt man mich als Knappe schmoren,
Quell mein einziges Entzücken.

Komm, du goldener Gerstensaft,
glucks durch meine Eingeweide,
was soll mir die Ritterschaft?
Niemand tröstet mich im Leide.

Hört Schlaraffen, Freunde hört,
falls im Schmerze ich vergeh,
weiß ich, dass dies niemand stört.
Trockne Träne und Ehé!

Jk Rudolf (385) 1. des Erntemonds a.U. 151


Was für jeden, der eine deutsche Schule besuchte, gleich klar wird, ist für jene Schlaraffen, die eine andere Schulbildung durchmachten, nicht evident, und daher will ich für diese Freunde darauf hinweisen, dass ich hier eine Vorlage unseres großen Dichters Friedrich von Schiller (1759-1805) persiflierte - was er mir sicherlich verziehe - nämlich das auch von F. Schubert vertonte Gedicht
 
Der Jüngling am Bache

An der Quelle saß der Knabe,
Blumen wand er sich zum Kranz,
Und er sah sie fortgerissen,
Treiben in der Wellen Tanz: –
 
“Und so fliehen meine Tage
Wie die Quelle rastlos hin!
Und so bleichet meine Jugend,
Wie die Kränze schnell verblühn.
 
usw

Mühsame Frivolität

   
Dass alle, die nur darauf warten,
dass ich auf meiner eignen Schmiere gleite
und mir den Hintern wund schlag auf dem harten
Pariser Pflaster, rücken auf die Seite!

So kann ich freier Atem holen
und freier reden, gestikulieren,
indess die Blicke, leicht verstohlen,
in manchem Ausschnitt sich verlieren.

Verdammt, ich habe mich geirrt,
die Lust, sie gaukelt vor mir Leiber,
mit vollen Brüsten, so dass ich verwirrt,
erblick in Euch, Ihr Sassen, Weiber.

Entfliehen muss ich diesem Wahne,
schon brennen heiß vor Gier die Sohlen,
heut reizt mich, Herrlichkeit, kein Ahne,
im Venusberg kannst, Uhu, Du mich holen.

Doch langsam, bitte, lass Dir Zeit,
bis ich mein Sinnenfieber abgekühlt,
und das, zu dem ich glaubte mich bereit,
ward von der Lethe grausam weggespült.

Im schweren Schädel noch den Widerhall
vom Singsang einstiger Sirenen,
von Wollust, Liebe, Place Pigalle,
von Trunkenheit und Reuetränen?

Ich will Euch nicht mehr hören, schweigt,
was Ihr mir schenktet, wurde bitter,
als sich das Alter mir gezeigt.
So lacht doch, Knappen, Junker, Ritter!


Jk Rudolf (385) Lulutetia Parisiorum im Lethemond a.U. 151. vorgesehen für die 1022. Sippung mit Thema "Pigalle, Pigalle, Frivoles für Alle"

Mittwoch, 4. August 2010

Der Sprung in das Quell

   
„Wer wagt es, Rittersmann oder Knapp,"
den Junker hat Schiller leider vergessen,
„ohne abzusetzen zu stürzen hinab
seine Gurgel ein Doppelmaß Quell, gut bemessen?

Wem solches gelingt und ohne Ersticken,
den lade am Sonntag als Gast  ich zu mir.
Da darf er dann meine Burgmaid erblicken,
oder auch mehr, wenn er bleibt Kavalier.”

Der Fungierende sprachs und der Mundschenk den Styx
für den Tjost ein Großmaß zu füllen bat.
Der tat wie geheißen recht hurtig und fix
stand der Humpen voll Quell schon parat.

Ein doppeltes Maß, das ist mir zuviel,
so dachten im Stillen manche der Sassen.
Des Fungierenden Burgmaid, was soll ich mit ihr?
Viel sicherer ist es beim Wettkampf zu passen.

„Hört Schlaraffen!” erklangs von der Junkertafel,
wo der Junkermeister begehrte das Wort
für den Junker, bekannt für sein Fechsungsgeschwafel,
der sich gemeldet zu einem Rapport.

„Ob ich für den Preis bin würdig und reif,
das will ich in diesem Wettkampf beweisen,
und so wie ich jetzt nach dem Humpen greif,
will ich fürderhin Rudolf der Trinkfeste heißen.”

Er schritt auf den Thron, den prächtigen, zu
und verneigt sich dreimal, die Arme gekreuzt,
dann rief er: „Gebt Gunst mir, erhabener Uhu!"
Gerührt hat sich mancher schnell heimlich geschneuzt.

Das Junkerlein nahm das Glas in Empfang,
dass der Styx bis zum Rande mit Quell gefüllt,
dann atmet er tief, dann atmet er lang,
wie ein Raubtier, bevor zu erschrecken es brüllt.

Er beginnt das Quell in die Kehle zu gießen,
und die Sassen schweigen bewundernd und schauen,
wie das Quell in den Junker nicht aufhört zu fließen,
und der Zweifel macht Platz dem bewundernd Vertrauen.

Das Quell aber fließt in den Junker hinein,
als wär er ein riesiges Fass ohne Boden,
obwohl er eher schmächtig und klein,
in seinem Rock aus verschlissenem Loden.

Nun finden die Stimme die Sassen wieder:
„Seht nur, er schafft es, es wird ihm gelingen,
diese Kühnheit, der Durst, wie tapfer, wie bieder..."
so will jeder dem Junker ein Loblied jetzt singen.

Leer ist das Glas und der Junker tritt stolz
hin vor den Thron, ruft „Lulu!” und verneigt sich.
Nun wissen die Sassen,  aus welchem Holz
er geschnitzt ist, wie es im Wettkampf gezeigt sich.

„Wahrlich, Ihr habt Euch wacker geschlagen
und verdient Eure Ladung in die Heimburg zu mir,
doch wollt Ihr Euch nochmals zum Tjoste wagen,
erwirkt Ihr Euch damit das höchste Pläsier.

Wenn es Euch gelingt,” so verkündet vom Throne
des fungierenden Herrlichkeit strahlende Pracht,
„ein zweites Großmaß zu leeren, zum Lohne
wird Euch dann zuteil, was noch nie ward vollbracht:

Ihr Junker sollt dann aus dem Aha Euch laben,
was strenge verboten im Ceremoniale.
Ich hoffe, Aha wird Verständnis haben,
und nicht ahnden, wenn Ihr verletzt das Sakrale.”

Die Burgmaid der Herrlichkeit nur zu erblicken?
Sie zu erkennen, das lohnt sich vielleicht.
Was bieten schon solche verwöhnte Zicken,
da doch eine der anderen gleicht!

Aber als Junker aus dem Aha zu laben,
einmalige Ehre, die nie noch gewährt.
Ich will, ich muss diese Auszeichnung haben:
„Ich wage es, schnell sei der Humpen geleert!”

In die Kehle beginnt er das Quell sich zu gießen,
und die Sassen schweigen bewundernd und schauen,
wie das Quell nicht aufhört, in den Junker zu fließen
und wieder verdrängt den Zweifel Vertrauen.

Leer ist der Humpen, der Junker ist voll.
„LuLu, Lulu!” erhebt sich ein Tosen.
Auf die Tische tappen die Sassen wie toll,
„Lulu dem Junker, Lulu dem Famosen!”

Wie der zweifache Sieger sich grüßend verneigt
erneut vor des Thrones strahlender Runde,
eine grässliche Übelkeit in ihm aufsteigt,
und er flüchtet, die Hand vor dem Munde,

dorthin, wo selbst Könige gerne allein,
was zu viel, aus dem Leibe entlassen.
Dort sperrt er sich schnell mit dem Riegel ein.
Die Muschel kann kaum, was er abgibt, erfassen!

Zu schwach, um zu flüchten aus dem Abort,
bleibt der Junker dort hocken, bis die Sippung zu Ende,
und schwankenden Fußes, den Blick schwarz umflort,
er heimlich verlässt das blamable Gelände.

Den Magen verdorben, das WC angestieben,
den Aha versäumt: was ist ihm geblieben?
Man nennt es wohl Hybris, wenn nie zufrieden
man nach etwas strebt, das uns nicht beschieden.

Drum liebe Freunde, Schlaraffen und Sassen,
seid klug und nehmt, was Ihr schon gewonnen,
und trachtet Euch nur nicht verführen zu lassen,
mehr zu verlangen, als Euch zusteht an Wonnen.

Er wollte mehr, das bekam ihm nicht gut,
Uhus Gunst, die wollt er verschwenden!
Bedenkt, was immer im Leben Ihr tut:
Auch Helden können im Scheißhaus enden.


Jk Rudolf (385) im Erntemond 151, vielleicht auch als Ausrittfechsung bei einer ES Funke Sippung

Sonntag, 30. Mai 2010

Ermunterung

(als Kampflied der Schlaraffen gedacht)


Stern am Komödiantenhimmel,
Farbenfrohe Ritterschaft!
Hebt Euch ab von dem Gewimmel,
seht, Ihr seid noch ohne Schimmel,
voll  im Mark und voll im Saft.

Hebt die Waffen, zückt das Schwert,
spürt Ihr schon des Kampfes Glut?
Voller Humpen sei geleert,
zeigt, dass würdig Ihr und wert.
Lethe schenk Euch Löwenmut.

Schlagt den Feind, wo er auch immer
düster lauert im Profanen,
duldet nicht sein Gramgewimmer:
nichts auf dieser Welt ist schlimmer,
als den Alltag trostlos planen.

Ihr, des Frohsinns stolze Ritter,
jagt den Missmut fort mit Lachen,
das mit Freundschaft, Kunst als dritter
Tugend Griesgram schlägt in Splitter.
Lasst die Lebenslust erwachen!

Nieder mit den schlechten Launen,
das befiehlt Euch der Uhu.
Mag sein Gurren, heimlich Raunen
auch die Phantasie erstaunen:
Auf zum Kampfe und Lulu!


Junker Rudolf (385) fechste dies zur Festsippung der Montagsreyche 
im h.R. Pfalzbruggen am 29. des Windmondes a.U. 151

Mittwoch, 14. April 2010

vielleicht red’ ich zu kompliziert

 
Da schließlich jemand an mich glauben sollte,
hab ich beschlossen, dass ich dieser sei,
da aber niemand mir Beachtung zollte,
fiel es nicht auf und so war nichts dabei.

Man pries und lobte stolz die alten Meister,
verglich sie mit den Stars , die «in" sind heute,
dafür vergeudet man viel Wortekleister.
Was macht das schon, da niemand es bereute.

Doch sagt ich jetzt, dass es nun Abend sei
und Zeit, dass wir beginnen unser Sippen,
so fragte sicher mich ein Adabei
ein wenig grinsend und beim Gläschennippen,

wie sich ein tiefrer Sinn für uns ergebe,
ob sich die Dinge fügen zum Geschehen,
vertrockne Lethe, wenn das Glas ich hebe,
wie auch die andern tun und wir eheen?

Als wär Gestammel für uns besseres Sprechen,
die Narrenkappe aufgesetzt zum Schutz,
um für die Lebenswunden sich zu rächen,
dem Todesernst begegnen voller Trutz.

Wie es denn kam, dass mancher so gerührt,
als dann die blaue Kerze ist erloschen,
und man auch unter Spielzeugrüstung spürt,
dass wirksam bleiben, wenn auch abgedroschen,

die Phrasen, Gesten und die alten Bräuche,
die fern uns halten die Modernität,
auf dass sie unser Denken nicht verseuche,
für dieses Streben ist’s noch nicht zu spät:

Noch schallt Gesang, wenn auch nicht immer richtig,
das Quell erfrischt und Lethe uns erfreut.
Wir wissen, dass nur Eines wert und wichtig:
Das Gestern wahren für das Morgen heut!


Jk Rudolf (385) fechste dies am 12. des Ostermondes a.U. 151 
im h.R. Lulutetia Parisiorum 


Dienstag, 23. März 2010

So soll es also Frühling sein

es dreht sich die Zeit im Kreise...

Vom Frühling weiß man: er beginnt im Lenz,
reicht durch den Ostermond und Maienwonnen
zum Brachmond weiter, in dem ich geboren:
so ward ich wohl im Lethemond gezeugt.

Trotz rauen Klimas geben wir uns fröhlich
zum Sippungsanfang in der Winterung,
durchstehen Eis und Sturm in unsren Burgen,
bis hold der Frühling uns ins Freie lockt.

Die Blütezeit der Kindheit und der Jugend
des Jahres, das nach einem Dutzend Monden
erstarrt, erfriert, sich auflöst und zum Abschied
an uns mit Überschwemmungen sich rächt.

Wenn wir Vermenschlichen die Phänomene,
vor denen wir auch heute hilflos stehen,
so können wir jedoch auch hier erzählen,
dass nach 9 Monden stets das Jahr entbindet.

Wie die Verwandlung sich vollziehen mag?
Ein kühler Kopf wird es doch nie begreifen,
wieso am Einundzwanzigsten des Lenz
der Winter endet und der Frühling wird.

Er wird, doch was wird er und was geschieht?
Entschlüpft der Frühling aus der Puppe Winter,
der zarte Schmetterling so frisch und schön,
Vielleicht? Was soll‘s! Ihr kommt doch nicht dahinter,

denn manche Rätsel hütet die Natur.
Sie lässt uns leiden, macht uns glücklich auch,
selbst wenn wir das Warum doch nie erkennen:
wir leben und das ist alleine wichtig!

So wollen wir das Kind beim Namen nennen,
auch wenn es spät kommt, heißt es Frühling doch
und meldet lebenslustig sich und heiter.
Hier, wo man Deutsch spricht, ist es stets ein Jüngling,

des Stolz das blaue Himmelsband umweht,
indes sein italienisch Schwesterlein
als Primavera rosig sich behost,
hmm! ein solches Band sich um die Stirne bindet.

Wie auch die Winde wehen und die Bänder,
und stürmischer der Jungen Lust sich regt,
selbst bei den Alten manches sich bewegt,
das alles bringt des Lenzmonds mildes Wehen,

von dem die Dichter gerne faseln, reimen,
mit Herz und Schmerz als Salz sie schaffen Schmalz,
damit die Verse blau und rosa leimen,
bis neue Wonnen sich nach Ostern zeigen.

Das Kind wird flügge und als junger Mann
durcheilt er tänzelnd glücklich seine Zeit
reift dann im Brachmond fröhlich hin zum Sommer.
So ging und geht es Jahr für Jahr für Jahr...


Trällern: „das Karussell dreht immer sich im Kreis herum..”


 Jk Rudolf (385) gefechst am 22. des Lenzmondes a.U. 151

Dienstag, 2. Februar 2010

Aus Nichtsein wächst des Loches Dasein doch, denn dort, wo garnichts ist, da ist ein Loch

   
Vom Nichts zu sprechen, macht den Nihilist,
so wie das Sein ins Nichtsein sich verwest.
Es sprengt sich selbst den Kopf der Terrorist
und so auch Ihr, wenn Heidegger Ihr lest.

Aus diesem Stumpfsinn wird kaum jemand klug,
wie könnte man, da man es nie gewesen!
Zum virtuellen Brunnen läuft der Krug,
und vor der fremden Türe kehrt der Besen.

Es ist das Loch als Thema angelegt.
Das Loch im Kneiferbeutel aufzufüllen,
wird durch das Fechsen selten angeregt;
drum will ich andre Löcher hier enthüllen.

Es ist, was nicht ist, oft besonders wichtig,
in Höhlen hausten unsre Ahnen doch,
und eine Höhle ist, versteh ich richtig,
nichts andres als in einem Berg ein Loch.

Womit ein Urmensch sich den Tag verkürzte?
Geschichte hab ich immer falsch begriffen:
die Opfer, die in Molochs Maul man stürzte,
ob die aus diesem letzten Loch noch pfiffen?

Oh Loch! Bei einer Nadel heißt Du Öhre,
dort näht Dein Faden an den Hosenknopf.
Die Hose aber rutscht und sie verlöre,
wer ohne Knopfloch lebt, der arme Tropf.

Der Astronom spricht von dem schwarzen Loch,
obwohl er davon auch nicht viel versteht,
er sagt , wenn dort das Dasein sich verkroch,
dass es verschwindet und ins Nichts vergeht.

Doch Spekulieren ist nur falsches Wissen,
mit dem auch bestes Wasser, Malz und Hopfen
einem Genie, der sich den Strumpf zerrissen,
zum Quell nur reicht, nicht hilft beim Löcherstopfen.

Es sagt die Liebste, Du bist für mich Luft!
das wünschte ich, wenn ich ins Luftloch falle.
Das Loch im Magen reizt der Letheduft,
und meine Phantasie, die wird nun alle!

Das Loch, ich konnte es nicht definieren,
es ist zu dem, was ist, das Gegenteil.
Sein Nichtsein kann das Dasein nur negieren.
Lasst uns die Humpen heben auf sein Heil!




Junker Rudolf (385) am 11. des Eismondes a.U. 151
(das Sippungsthema in der Castra Victoria war „Das Jännerloch“)

An meine Heimatstadt

Wenn Abschied schmerzt und schön die Wiederkehr
zu Stätten, wo gelebt man irgendwann,
gehört es sich, dass ich die Stadt verehr,
wo ich geboren, wo mein Sein begann.

Die heut von damals alles besser wissen,
die sprechen kluge von den dunklen Zeiten,
bevor sie selbst noch in die Windel schissen.
So schafft die Wissenschaft Vergangenheiten.

Für mich gilt, wie ich selbst die Zeit erlebte,
denn glücklich war ich, teilte nicht die Sorgen,
wie Mutter hungrig blieb, doch danach strebte,
uns andere mit Nahrung zu versorgen.

Dass Vater arbeitslos, schien mir normal,
dass Mutter selbst bei Kerzenlicht noch strickte
für etwas Geld, sie hatte keine Wahl,
im Ständestaat sich das für Arme schickte,

dass Reiche reich und alle andren arm!
In Völkendorf war der Gemeindebau,
in dem wir Kinder lebten, voll von Charme,
im Maienbacherl war das Wasser lau

und kostenlos, nicht wie das Warmbad teuer.
Selbst dass man mitleidslos uns delogierte,
war für mich nur ein großes Abenteuer,
weil man nach Klagenfurt dann emigrierte.

Was noch geschah in meinem späteren Leben,
sollt ich es loben, gut und schlecht bemessen?
Auf Dich, mein Villach, lass dies Glas mich heben:
Villach, Lulu, wie könnt ich Dein vergessen…



Junker Rudolf (385) Lulutetia Parisiorum, geschrieben für einen Eynritt beim h.R. Villa ad aquas und dort am 14. des Eismondes a.U. 151 gefechst. 


Ach, wär ich doch ein Faschingsnarr

Wenn ich was sage, hört man selten zu,
und falls dann doch, legt auf die goldne Waage
man jedes Wort, obwohl ich alles tu
nicht aufzufallen und mich nie beklage.
Dann denk ich auf dem Hocker einer Bar,
ach, wär ich doch ein Faschingsnarr!

Ich würde meinen Freunden gern erzählen,
was mir so einfällt, mich erfreut, bedrückt,
die aber wollen immer selber wählen,
von wem und was zu hören sie entzückt.
Ich bleib allein, sowie ich‘s immer war.
Ach, wär ich doch ein Faschingsnarr!

Die Träume suchten lange schon das Weite,
wer will denn die Probleme andrer hören?
So geht die edle Nächstenliebe pleite.
Man trägt ein Schild mit „Bitte nur nicht stören!”
als brächt mein Wort das Leben in Gefahr.
Ach wär ich doch ein Faschingsnarr!

Doch sage ich von Schwarzen, Braunen, Roten,
was alle denken, doch zumeist verschweigen,
bewerfe sie mit Dreck, erzähle Zoten,
dann darf ich offen mich der Menge zeigen.
Die jubelt: Grandios und wunderbar!
mir zu, dem armen Faschingsnarr!


Diesen Text fechste Junker  Rudolf am 1. des Hornungs a.U. 151 
in der Lulutetia Parisiorum, um an die Karnevalszeit zu erinnern