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Sonntag, 13. Oktober 2013

Standhaft

Hörfassung

Er erhob sich, und man hörte,
vermeinte zumindest zu hören,
wie seine Gelenke sich mühten,
den Anstrengungen standzuhalten ,
die er ihnen auferlegte.

Zur Mitte des Saals schritt er,
verhielt und wandte sich dem Throne zu.
Sein Helm beschattete, was von seiner Stirne
darunter noch sichtbar war,
und der eisige Blick seiner Augen
ließ um ihn ein Frösteln erregen.

Die rechte Hand hob sich und wies,
sich öffnend zur Geste der Leere,
nach hinten, indes seine strengen Lippen
seine Rede anzukündigen versuchten.

Die hehre Gestalt in der Saalmitte
belegte mit Schweigen die Sassen,
bis die fungierende Herrlichkeit,
ihre Weisheit befolgend
und mit ausladenden Händen,

dem immer noch schweigenden Ritter
zuwinkte näher zu treten und sprach
"Was, würdiger Freund, bewegte Euch
zu dieser fordernden Haltung?
Sprecht kühn und offen,
wie es Eurem Range geziemt".

"Hört Schlaraffen" erschallte die eherne Stimme,
und  atemlos lauschten die Sassen,
"Eines nur diente mir jetzt zum Heile"
und seine hohe Gestalt erbebte,
"Wo, hohes Reych, finde ich Eure Latrine,
und schnell, bitte ich, schnell!"


Rt Schmafu, und sonst nix (385) gefechst am 7. des Lethemonds a.U. 154
um h.R. Lulutetia Parisiorum

Samstag, 13. April 2013

Osternfechsung 2013







Was mir, was nicht, was wem, zum Feste
der Osterhase hat gebracht?
Wie leicht sich auch der Allerbeste,
der sich schon zeitig aufgemacht,

um seine Freunde zu beglücken
mit bunten Eiern, Schokolade,
die Schleckermäulchen zu entzücken,
verirrt am Wege, O wie schade,

den Weg, der in der Franken Lande
zu Osterhasenjüngern führt.
Was hört er da, welch eine Schande,
die Osterglocken, ungeniert,

zum Eierlegen und Verstecken
von Rom gerufen, sind gekommen,.
Des Häschens Jammern, Speichellecken,
was nützt es, fragt er sich beklommen.

Man sagt, die Hoffnung stirbt zuletzt,
der Kindheitsglaube, er ist mächtig!
So kommt es, dass das Häschen jetzt,
so lieb, bescheiden, unverdächtig,

meines Franzosenweibes Herz
mit seinem Häschencharme verführt.
Lasst Glocken läuten himmelwärts,
was uns zutiefst an Ostern rührt,

das ist, für den der gläubig, Christ,
der für uns auferstanden und
zum Himmel aufgefahren ist.
Vielleicht auch nicht, meint Lästermund.

Wir reden nicht von Religion,
was zählt allein, das sind die Gaben.
Von Ostern, was hält Ihr davon?
Vergesst es schnell und lasst uns laben!


Rt Schmafu, und sonst nix (385)  fechste diesen Text im Ostermond a.U. 154

Dienstag, 2. April 2013

Die verzauberte Welt

Hörfassung

Freunde, Schlaraffen, bewahrt und beschützt das Erworbene,
getreu Eurem Erbe, dem Spiel, dem Ihr Euch geweiht.
Hebt Euren Blick zum Himmel und seinem Leuchten,
das Auge geschützt  durch den zarten Schleier der Luft,
der vor die schreckliche Schwärze des Weltalls gelegt,
der Sonne Licht in des Firmaments Bläue bricht,
die Ihr einfängt, um sie hinunter zu tragen in Euch,
in die Gewölbe und Hallen zur Kerze der Freundschaft.

Wisst Ihr die Blumen, den Stein und den Atem des Alten,
wie sie neu sich verbinden den Quellen der Tiefe, Gesängen,
vom Wind aus den Bäumen gelockt mit dem Tanz der Gezweige,
deren Blätter sich an ihn schmiegten voll zärtlicher Geste,
und alles und alle vereinigt erwarten die Eine,
die blaue Blume, die das Geheimnis birgt,
die Flamme der Freundschaft und der Erinnerung,
das Bekenntnis zum Bund und die tiefe Verehrung der Kunst.

Lächelt nicht auch der Wind, wenn sein Flügelschlag,
den die sich neigenden Häupter zu spüren vermeinen,
Euch, Freunde, zum fröhlichen Spiele, zur Fechsung ermuntert,
wenn im güldenen Ball  Poesie und Musik erklingen,
Lachen und Fröhlichkeit die Herzen durchströmen,
und die ewig junge, die herrliche blaue Blume
ihr beglückendes Blau in die verzauberte Welt
ergießt, dass voll Sehnsucht wir träumen von der Vollendung.


Rt Schmafu fechste diesen Text beim Turney um die 
Blaue Blume der Romantik des h.R. Hammonia (Hamburg) 
Der Beitrag wurde als Siegerfechsung anerkannt.

Ein friedfertiger Schlaraffe


Hörfassung

Gern reyte ich zur Sippung ein.
Das ist mein groß' Plaisir!
Die Lethe schmeckt mir, roter Wein,
und Quell, das schäumend Bier.

Vermeide gerne ein Duell,
seh mich als Pazifist!
Doch sagt Ihr, dass ich mich verstell
und es nur Feigheit ist,

dann fühl ich, wie in mir erwacht
mein heißes Ritterblut,
und wer von Euch darüber lacht,
sei vor mir auf der Hut!

Den Fehdehandschuh schleudre ich
vor jeden Lacher hin,
und stellt er mir zum Kampfe sich,
so zeig ich, wer ich bin.

Wenn ich aus voller Kehle
dann sein Untergehn besing,
kann sein, dass ich ‘s verfehle
kann sein, dass ich ´s vollbring.

Ob ich gesiegt (ob ich) bezwungen,
Ihr jubelt stets LULU!
Für mich ists ghupft wie gsprungen,
drum nenn ich mich Schmafu!

Rt Schmafu fechste diesen Text im Hornung a.U. 154 in der Aquae Salis 
(Bad Aussee) und unterlegte dafür (nur annähernd!) die Melodie 
der Arie des Prinzen Orlovsky ("Ich lade gern mir Gäste ein...")


Dienstag, 5. Februar 2013

Kochen


Besuch auf einem Markt
hilft gegen Herzinfarkt.
Der Kenner der Gemüse
braucht keine Analyse.

Karotten, Petersil,
vom Knoblauch  nicht zu viel,
jedoch mit Majoran
man köstlich würzen kann.

Fragt mich nicht, was ich kochen werde.
Fragen, das stört meine Konzentration.
Stehe ich vor einem Küchenherde,
sehe im Geist ich die Speisen schon.

Brodelt es dann und brutzelt der Braten,
welche Aromen erfüllen die Luft!
Salatparadeiser, die frischen Tomaten,
mit Modenaessig  und Origanduft.

Dampfgekocht, knackig die Prinzessbohnen,
Fruchtsalat Kirschen und Apfelsine,
cholesterinarm, den Kreislauf zu schonen,
schmeichelt dem Gaumen und bringt Vitamine.

Erst wenn das Mahl ist komplett zubereitet,
lasse ich Euch gern als Gäste herein.
Wenn zu der festlichen Tafel Ihr schreitet,
wartet auf Euch dort ein köstlicher Wein.

All diese Arbeit hab ich gerne getan,
so nur das Ergebnis Euch allen jetzt mundet.
Stoßt an und genießt den vergänglichen Wahn,
denn Freude und Glück, sie sind nur gestundet.


Rt Schmafu fechste diesen Text am 4. Hornung a.U. 154 in der Lulutetia Parisiorum

Donnerstag, 31. Januar 2013

Tag für Tag

Hörfassung

Der Tag bläst mühsam keuchend die Trompete,
in der zu Eis sich schnell verformt der Hauch.
Des Säufers Schmerbauch sprengt die Hosennähte,
obwohl er sich verhaspelt beim Gebete
und träumt, dass er erwählt mit weißem Rauch.

Ein junger Feschak gleitet aus und schreit,
weil er sein Steißbein etwas angeschlagen.
Die andern lachen, er tut niemand leid,
und besser wäre es, sogar gescheit,
wollt er beim Aufstehen auch ein Lächeln wagen.

Das tut er nicht, er tut das Gegenteil:
er schimpft und pöbelt rüde jene an,
die an dem Sturze hatten keinen Teil.
Sie grinsten, hielten nur Maulaffen feil.
Was soll man sagen? Oh, Du lieber Schwan!

Das Leben bringt uns alle in Gefahr,
ob man agil ist oder nur passiv.
Wenn eine Liebesnacht auch herrlich war,
der nächste Morgen zeigt unabwendbar,
dass blind man hinter einer Täuschung lief.

Ob Jugend, Reifezeit, ob spätes Alter,
ob Mannsbild oder Weib, Hermaphrodit,
wir alle spielen nur Selbstunterhalter
auf einer Bühne, für die der Verwalter
kassiert zur letzten Miete uns gleich mit.

Rt Schmafu fechste diesen Text am 28. Eismond a.U. in der Lulutetia Parisiorum als "Wald und Wiesen" Fechsung 

Donnerstag, 10. Januar 2013

Trällerliedchen des François Villon

Hörfassung

Kalt ist der Winter, wenn man alleine ist,
aber mein Liebchen kennt dafür eine List:
drückt sich an mich und man vergisst,
dass draußen Frost und Eis.


Francois Villon, so heiß ich,
bin schon fast vierunddreißig.
Man nennt mich Dieb, doch eines weiß ich:
Gott liebt die Poeten




Ob Hurenbock, ob Dieb, ob Säufer,
Wirtshausprophet oder Wiedertäufer,
bleib mir stets treu, bin kein Mitläufer.
Drum provoziert mich nicht!

Auf die Moral, die Ehre pfeif ich,
gerne nach prallen Brüstchen greif ich,
bin sehr direkt und nicht weitschweifig:
kurz ist unser Leben!

Wenig belastet mein Gewissen,
wann ich werd einst aus dem Leben gerissen.
Wer wird mich schon von den Freunden missen?
Wer fragt im Mai nach Schnee?

Lasst, Freunde, mich jetzt Abschied nehmen.
Neugierig seid Ihr, sollt Euch schämen.
Trinkt noch ein Glas, um den Durst zu zähmen.
Mach mich aus dem Staub, schnell!

Francois Villon, so heiß ich,
bin schon fast vierunddreißig.
Man nennt mich Dieb, doch eines weiß ich:
Gott liebt die Poeten



Rt Schmafu (385) im Eismond a.U. 154 in der Fassung Hotel Wandl, Wien
geschrieben als Fechsung für den 14. Eismond a.U. 154, die u.a. dem ES 
Galgenstrick (also F. Villon) gewidmet ist. Melodie und Rhythmus folgen
dem  "Drunken Sailor" Matrosenlied  vom Beginn des 19. Jahrhunderts.