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Donnerstag, 16. März 2017

Stammtischgeflüster

hochdeutsch,etwas Dialekt, etwas umgangssprachlich
Hörfassung

Ein Stammtisch, an dem nur geflüstert wird,
Das scheint mir a wenig, aber ziemlich verdreht.
Da hat man sich wohl im Ausdruck geirrt.
Also schauma uns halt an, wie das weitergeht.

Für an Stammtisch da braucht man ein Wirtshaus zuerst
Und a Eckerl mit am besten an runden Tisch
Und a Schild, das zeigt, dass dazu Du gehörst
Und kein Fremder frech sich hier einemisch.

Wenn dann die würdigen Stammgäste kommen,
Sich auf’d Schulter, geklopft und ein Bier sich bestellt,
Auf dem angestammten Platz den Platz eingenommen,
Dann wird der Stammtisch zum Zentrum der Welt.

Man labt sich mit Bier und sucht zu beweisen,
Dass mia san viel weiser, san klüger, gescheiter,
Politik, Kunst und Umwelt, das san heiße Eisen,
Und am Stammtisch wird man zum Steckenpferdreiter.

So manches ist Tratsch und durchaus nicht gesichert,
Wenn der Peter dem Pepi vom Hansel erzählt,
Was der Franze ihm unter der Hand zugekichert.
Und is alles nit wahr, a verlogene Welt.

Doch was gestern im Park auf an Bankerl geschehen,
Wie die Großtant ganz zufällig vorüber gekommen
Und den Peperl seine Alte mit dem Maxi gesehen,
Das gehört sich nicht unter Christen, unter Frommen.

Ach so, meint der Eine, wo bleibt die Moral,
Das is heute nicht mehr aktuell, noch modern,
Seids Ihr neidig aufn Maxi, weil der noch so vital?
Das wären wir alle bisweilen noch recht gern!

He Du, red für Dich und nicht allgemein
Und lass die Kirchen aus dem Spiel.
Dass Du Deinen Sex befriedigst mit Dir selber allein,
Das sagt über Dich bereits ziemlich viel!

Was manst Du, nennst Du mich an Onanist?
Du sollst Dir nicht zu sehr die Goschen zerreißen,
Denn so a Zuagraster, wie Du ana bist,
Sollt sich in seine Lästerzungen beißen.

    Des könnts Ihr nur singen
    das könnts Ihr nit sagen.
    Greifts nit an mit den Fingern,
    sonst gehts Euch an den Kragen.

Aha, schön langsam kommen alle in Saft,
Pazifisten, Stänkerer, Revolutionär.
Der Stammtisch glaubt sich vielleicht als Bruderschaft,
Doch mit der Freundschaft isses garnit weit her.

Wer hat denn da wem in das Ohr was geflüstert?
Doch die meisten san terrisch und so beginnt man zu schreien
Die frohe Atmosphäre, sie ist nun verdüstert.
Man stänkert, man stichelt, es ist fast zum Speien.

Doch dann steht ana auf und klopft auf sein Glaserl
Und flüstert „ die nächste Runde bezahle ich!“
Und er, der so gern spielt a unschuldigs Waserl,
Schafft wieder den Frieden, und alle freuen sich.

So endet vom Stammtisch die wahre Geschichte,
Man flüstert, man schreit und vertragt sich wieder,
Und nüchtern besehen ist beim Tageslichte
Der Stammtisch nur unentbehrlich für seine Mitglieder.

Rt Schmafu, und sonst nix (385) für d.h.R. Castra Victoria
im Hornung a.U.158