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Sonntag, 14. Februar 2021

Prüft mir das Gemisch

 

XLI. Glockenkongress des hohen Reyches Filadelfia


Man liebt und preist das Reine, Unverfälschte,

Das klare Wasser und das pure Gold.

Doch fügt zum einen man ein anderes,

Auch wenn das Zugefügte selbst ist rein,

Kann das Ergebnis zu Zerstörung führen

Wie auch ein Neues, Wertvolles erschaffen.


Vermengung ist vital und überall,

Geheimnisvoll, versteckt und offenbar.

Was wären Acker, Wiese, Weide, Wald,

Wenn sie der Regen nicht belebend tränke?

Fügt sich der Stein zum Bau erhabener Dome

doch nur, wenn er von Mörtel wird gebunden?


So kann auch Schwaches selbst den Starken stärken,

Denn sanftes Schmeicheln lässt des Helden Herz

Mit neuem Mute hoffnungsvoller schlagen,

Und seine Stimme, die den Kampfschrei kennt,

Sie lernt die zarteren Töne de Gesanges.

Beglückt lauscht seinem Lob er im Gedicht.


Doch auch für uns verbirgt das Leben Schätze,

Die unsren Sinnen hilft die Kunst zu finden:

In Form und Farben auf Leinwand hingezaubert,

Erfreut des Malers Schöpfung unser Auge,

Wenn Farben sie in Harmonie gefügt

Und nicht durch falsche Mischung sie zerstört.


So gilt die Dissonanz in der Musik

Als die verfehlte Mischung, die jedoch

Geplant als Gegenüber helfen kann,

Den Wert der Harmonie noch zu erhöhen.


Es liegt am Menschen ein Gemisch zu prüfen,

Effekte kontrollieren und zu steuern,

Damit was man geplant erzielen wollte

Sich diesem Wunsche auch entsprechend gebe.


Doch ist der Wunsch als solcher selbst geprüft?

Ist das Verlangen echt, dem angemessen, 

Was wir zu sehen wünschen und erwarten,

Wenn erst vollendet ist unser Bemühen,


Entspricht dem Ebenmaße,  das allein 

Bestand gewährt und Heim für unsre Werke, 

Für unser Sein und Tun, und nicht Versteck nur 

Ungezügelter Begier und Geilheit.


Die Welt liebt die moralische Chemie.

Sie predigt, betet mit verschiedenen Zungen

Die gleiche Botschaft oft vor fremden Ohren.

Schafft so Verwirrung, Missverstehen und Zank.

 

Wenn aber diese Stimmen sich vereinen 

In liebevoller Harmonie der Teile,

Die sich in einem Ganzen wiederfinden,

Zu einem allgemeinen Wohl gefügt,


Gewinnt, wer immer sich darin erkennt,

Vom eitlen Eigennutz sich losgesagt, 

Um größeren Wert und neues höheres Glück 

Mit diesem seinen Beitrag zu erringen.




Die bunte Welt liebt nicht das Monotone.

In immer neuen Formen schafft sie Leben,

Und was man gestern ansah als Ikone

Ist morgen dem Vergessen hingegeben.


Dies gilt für alles, was der Mensch erschafft.

In seiner Hybris ist er oft vermessen.

Doch glücklich jener, dessen stille Kraft

Lässt uns des Daseins Flüchtigkeit vergessen.


Dies war Rt Schmafus Einreichung zum diesjährigen

Glockengießerkongress zum Thema aus Schillers Glocke