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Dienstag, 2. Februar 2010

Aus Nichtsein wächst des Loches Dasein doch, denn dort, wo garnichts ist, da ist ein Loch

   
Vom Nichts zu sprechen, macht den Nihilist,
so wie das Sein ins Nichtsein sich verwest.
Es sprengt sich selbst den Kopf der Terrorist
und so auch Ihr, wenn Heidegger Ihr lest.

Aus diesem Stumpfsinn wird kaum jemand klug,
wie könnte man, da man es nie gewesen!
Zum virtuellen Brunnen läuft der Krug,
und vor der fremden Türe kehrt der Besen.

Es ist das Loch als Thema angelegt.
Das Loch im Kneiferbeutel aufzufüllen,
wird durch das Fechsen selten angeregt;
drum will ich andre Löcher hier enthüllen.

Es ist, was nicht ist, oft besonders wichtig,
in Höhlen hausten unsre Ahnen doch,
und eine Höhle ist, versteh ich richtig,
nichts andres als in einem Berg ein Loch.

Womit ein Urmensch sich den Tag verkürzte?
Geschichte hab ich immer falsch begriffen:
die Opfer, die in Molochs Maul man stürzte,
ob die aus diesem letzten Loch noch pfiffen?

Oh Loch! Bei einer Nadel heißt Du Öhre,
dort näht Dein Faden an den Hosenknopf.
Die Hose aber rutscht und sie verlöre,
wer ohne Knopfloch lebt, der arme Tropf.

Der Astronom spricht von dem schwarzen Loch,
obwohl er davon auch nicht viel versteht,
er sagt , wenn dort das Dasein sich verkroch,
dass es verschwindet und ins Nichts vergeht.

Doch Spekulieren ist nur falsches Wissen,
mit dem auch bestes Wasser, Malz und Hopfen
einem Genie, der sich den Strumpf zerrissen,
zum Quell nur reicht, nicht hilft beim Löcherstopfen.

Es sagt die Liebste, Du bist für mich Luft!
das wünschte ich, wenn ich ins Luftloch falle.
Das Loch im Magen reizt der Letheduft,
und meine Phantasie, die wird nun alle!

Das Loch, ich konnte es nicht definieren,
es ist zu dem, was ist, das Gegenteil.
Sein Nichtsein kann das Dasein nur negieren.
Lasst uns die Humpen heben auf sein Heil!




Junker Rudolf (385) am 11. des Eismondes a.U. 151
(das Sippungsthema in der Castra Victoria war „Das Jännerloch“)

An meine Heimatstadt

Wenn Abschied schmerzt und schön die Wiederkehr
zu Stätten, wo gelebt man irgendwann,
gehört es sich, dass ich die Stadt verehr,
wo ich geboren, wo mein Sein begann.

Die heut von damals alles besser wissen,
die sprechen kluge von den dunklen Zeiten,
bevor sie selbst noch in die Windel schissen.
So schafft die Wissenschaft Vergangenheiten.

Für mich gilt, wie ich selbst die Zeit erlebte,
denn glücklich war ich, teilte nicht die Sorgen,
wie Mutter hungrig blieb, doch danach strebte,
uns andere mit Nahrung zu versorgen.

Dass Vater arbeitslos, schien mir normal,
dass Mutter selbst bei Kerzenlicht noch strickte
für etwas Geld, sie hatte keine Wahl,
im Ständestaat sich das für Arme schickte,

dass Reiche reich und alle andren arm!
In Völkendorf war der Gemeindebau,
in dem wir Kinder lebten, voll von Charme,
im Maienbacherl war das Wasser lau

und kostenlos, nicht wie das Warmbad teuer.
Selbst dass man mitleidslos uns delogierte,
war für mich nur ein großes Abenteuer,
weil man nach Klagenfurt dann emigrierte.

Was noch geschah in meinem späteren Leben,
sollt ich es loben, gut und schlecht bemessen?
Auf Dich, mein Villach, lass dies Glas mich heben:
Villach, Lulu, wie könnt ich Dein vergessen…



Junker Rudolf (385) Lulutetia Parisiorum, geschrieben für einen Eynritt beim h.R. Villa ad aquas und dort am 14. des Eismondes a.U. 151 gefechst. 


Ach, wär ich doch ein Faschingsnarr

Wenn ich was sage, hört man selten zu,
und falls dann doch, legt auf die goldne Waage
man jedes Wort, obwohl ich alles tu
nicht aufzufallen und mich nie beklage.
Dann denk ich auf dem Hocker einer Bar,
ach, wär ich doch ein Faschingsnarr!

Ich würde meinen Freunden gern erzählen,
was mir so einfällt, mich erfreut, bedrückt,
die aber wollen immer selber wählen,
von wem und was zu hören sie entzückt.
Ich bleib allein, sowie ich‘s immer war.
Ach, wär ich doch ein Faschingsnarr!

Die Träume suchten lange schon das Weite,
wer will denn die Probleme andrer hören?
So geht die edle Nächstenliebe pleite.
Man trägt ein Schild mit „Bitte nur nicht stören!”
als brächt mein Wort das Leben in Gefahr.
Ach wär ich doch ein Faschingsnarr!

Doch sage ich von Schwarzen, Braunen, Roten,
was alle denken, doch zumeist verschweigen,
bewerfe sie mit Dreck, erzähle Zoten,
dann darf ich offen mich der Menge zeigen.
Die jubelt: Grandios und wunderbar!
mir zu, dem armen Faschingsnarr!


Diesen Text fechste Junker  Rudolf am 1. des Hornungs a.U. 151 
in der Lulutetia Parisiorum, um an die Karnevalszeit zu erinnern